
Feedbackpräferenzen: Alle wollen korrigierendes (negatives) Feedback!?
Wirklich? Jack Zenger und Joseph Folkman (2014) sagen ja! Die Abbildung unten zeigt den Kern ihrer Ergebnisse. Ihre Stichprobe besteht aus knapp 1000 Personen, davon rund die Hälfte aus den USA.
Feedbackpräferenzen
Man sieht, dass Feedback geben keine besonders beliebte Beschäftigung ist. Die Menschen halten sich insgesamt lieber zurück. Wenig überraschend ist natürlich, dass insbesondere negatives/korrigierendes Feedback am liebsten vermieden wird. Deswegen funktioniert die Sache mit dem Feedback geben im Businesskontext auch nicht einfach so, egal wie viele (sinnlose) Appelle formuliert werden!
Man sieht aber auch, dass die befragten Menschen korrigierendes Feedback noch deutlich lieber als positives Feedback erhalten. Jetzt könnte man argumentieren, dass diese Aussage sozial erwünscht ist. Vielleicht machen sich die Befragten auch selber etwas vor: Ob sie korrigierendes Feedback wohl immer noch gut finden, wenn sie sich diesem ausgesetzt sehen?
Vielleicht überschätzt diese Studie die Präferenz für korrigierendes Feedback tatsächlich etwas, ich denke aber zumindest nicht systematisch, denn zum einen war die Befragung anonym. Von daher ist der Effekt der sozialen Erwünschtheit wahrscheinlich nicht besonders stark ausgeprägt und reduziert sich wohl auf den (un)bewussten Selbstbetrug. Allerdings haben die beiden Autoren korrigierendes Feedback explizit als konstruktives Feedback definiert, so dass für mich die Ergebnisse durchaus plausibel erscheinen. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass wohl speziell Menschen, die einen häufig (konstruktiv) kritisierenden Vorgesetzten haben, dessen unverblümte Art Feedback zu geben sehr schätzen. Anscheinend haben einige der Befragten einen konkreten Erlebnishintergrund.
Weitere sehr interessante Ergebnisse
Insgesamt 72% der Befragten sind darüber hinaus der Meinung, dass sie ihre Leistung verbessern könnten, würde ihr Manager häufiger korrigierendes/negatives Feedback zurückmelden!
92% der Befragten stimmen der Aussage zu, dass negatives Feedback – wenn es konstruktiv vermittelt wird – ein effektives Mittel ist, um die eigene Leistung zu verbessern.
Die Autoren finden ferner eine deutliche Korrelation zwischen dem Persönlichkeitsmerkmal Selbstvertrauen und der Affinität für korrigierendes Feedback.
Abschließend berichten Zenger & Folkman Gruppenunterschiede für drei verschiedene Alterskohorten (siehe Abbildung unten). Auch hier sind die Ergebnisse durchaus überraschend, weil speziell die Generation Y demnach vergleichsweise wenig Lust auf Feedback hat. Ob dies jedoch ein Generationeneffekt ist, oder schlicht auf die Dauer der Berufstätigkeit zurückzuführen ist, kann die Untersuchung nicht erklären.