Kompetenzbasierte Interviews
Das Einstellungsinterview bzw. Vorstellungsgespräch genießt hohe Wertschätzung in deutschen Unternehmen und ist auch seitens der Bewerber die wohl beliebteste aller Auswahlmethoden. Es bietet die Gelegenheit zum Austausch personen-, arbeits- und organisationsbezogener Informationen. Oft ist es die einzige Grundlage für eine Auswahlentscheidung, sowohl seitens der Bewerber als auch seitens der Organisation.
Interviews lassen sich im Grad ihrer Strukturierung unterscheiden. „Übliche“ Interviews sind relativ freie Gespräche, in denen sich die jeweils nächste Frage aus der vorherigen ergibt. Unzählige Studien haben jedoch gezeigt, dass diese Form des Auswahlgesprächs eine sehr geringe Validität (Aussagekraft) aufweist, da zu wenige Informationen über die relevanten Anforderungen gewonnen werden. Die Aussagekraft von Interviews lässt sich allerdings deutlich optimieren, indem sowohl Strukturierungsgrad als auch Anforderungsbezug erhöht werden.
Eine Metaanalyse von Huffcutt & Arthur (1994) zeigte für frei geführte Interviews eine sehr geringe Validität (r=.20), wohingegen die Validität bei zunehmender Struktur deutlich gesteigert werden konnte (bis auf r=.57). Unter dem Begriff „Multimodales Interview“ hat Schuler in den 90er Jahren in Reaktion auf die Defizite der Interviewmethodik Verbesserungsvorschläge für die Gestaltung von Interviews vorgelegt. Im Kern orientieren auch wir uns an dieser Forschungstradition, wenn wir für unsere Kunden Interviews durchführen oder bestehende Interviewprozesse optimieren.
Wesentliche Merkmale unserer kompetenzbasierten Interviews
Empirisch abgesicherte Interviewelemente
Biografische Fragetechnik
Vergangenes Verhalten ist ein guter Prädiktor für zukünftiges Verhalten. Biografische Fragen sollten daher immer Bestandteil eines Interviews sein, denn sie verfügen über eine hohe Aussagekraft. Der Interviewer nutzt die STAR-Strategie und bewertet auf verhaltensverankerten Skalen.
Situative Fragetechnik
Verhaltensintentionen sind Wegbereiter realen Verhaltens. Situative Fragen sind vor allem dann wichtig, wenn die interviewte Person keine vergangenen Erfahrungen benennen kann. Beispiele für gute, mittlere und schlechte Antworten liegen zur kalibrierten Bewertung vor.
Realistische Tätigkeitsinformation
Das sogenannte „Realistic Job Preview“ umfasst seitens des Arbeitgebers ausgewogene, bedarfsgerechte Informationen für den Bewerber über die Tätigkeit, den Arbeitsplatz und das Unternehmen. Ziel ist ein Abgleich der gegenseitigen Erwartungen und des Anspruchsniveaus. Studien belegen eine deutlich geringere Kündigungsquote nach Einstellung.
Person-Organization Fit (P-O Fit)
Persönlichkeit, Werte, Normen und auch Interessen des Individuums müssen zu den Gegebenheiten passen, die das Unternehmen mit seiner Kultur und den gebotenen Rahmenbedingungen bietet. Eine langfristig hohe Berufszufriedenheit hängt maßgeblich von einer guten Passung ab.