Fliegen Überflieger im Dunkeln? – Wer am stärksten beim 360° Feedback profitiert
In einer ganz aktuellen Studie haben sich Southerland und Kollegen (2023) genauer angeschaut, wie hilfreich die im Rahmen von 360° Feedbacks (Multi Source/Rater Feedbacks) abgegebenen Freitextkommentare für die Feedbackempfängerinnen und -empfänger sind. Stellt sich in ihrer Untersuchung raus, dass Personen, die als besonders effektiv eingestuft wurden, mit größerer Wahrscheinlichkeit weniger hilfreiches Feedback erhalten als jene die weniger positiv bewertet wurden. Dieser Effekt wurde bei den Bewertungen durch Vorgesetzte, Kollegen und direkte Mitarbeiter festgestellt.
Jetzt könnte man argumentieren, dass eben diese „Überflieger“ nicht so sehr auf Feedback angewiesen sind, denn sie machen es ja schon sehr gut. Was soll da noch besser werden? Das ist aber äußerst gefährlich und kurzsichtig, denn mit Erfolg sind in der Regel auch Beförderungen verbunden und damit neue Rollenanforderungen und letztlich auch Macht. Ein feedbackarmes Umfeld könnte sich mittel- und langfristig als Bumerang herausstellen und die persönliche professionelle Entwicklung eben jener wichtigen Gruppe behindern.
Stellt sich also die Frage, wie man Feedbackinstrumente so optimieren kann, dass alle Teilnehmenden gleichermaßen qualitativ und quantitativ hilfreiches Feedback erhalten. Die Autoren spekulieren, dass
- eine Schulung der Feedbackgeber vor der Bewertung oder
- eine Änderung der Art und Weise, wie diese Bewertungen durchgeführt werden,
die Wahrscheinlichkeit erhöhen kann, dass hocheffektive Führungskräfte hilfreicheres narratives Feedback erhalten.
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Quelle:
Sutherland, E. A., Goffin, R., Doyle, K., Factor, R. J., Daljeet, K. N., Feeney, J. R., & Carswell, J. J. (2023). Leadership feedback reduction: Are high flyers flying in the dark? Consulting Psychology Journal. Advance online publication.
Foto von Ruthson Zimmerman auf Unsplash