Negatives Feedback wird nicht dadurch besser, dass man es subtiler formuliert!
Eine recht aktuelle Studie, publiziert am 7. Oktober 2014 im Journal of Applied Social Psychology, von Rabea Krings und Kollegen untersucht den Effekt subtil vermittelten negativen Feedbacks. Ein zentrales Konstrukt in der Untersuchung ist der Selbstwert der Feedbackempfänger.
Negatives Feedback braucht Regeln
Grundsätzlich ist jedes Feedback eine potenzielle Bedrohung des eigenen Selbstwertes und Menschen tendieren dazu, diesen zu schützen. Deswegen reagieren sie auf Kritik so häufig mit Ablehnung und Abwehrmanövern. Damit Feedback zielführend ist und akzeptiert wird, hat Baron (1988) Feedbackregeln aufgestellt, nach denen eine „externale Attribution“ ermöglicht werden soll und somit der Selbstwert nicht so stark bedroht ist:
- Feedback sollte möglichst spezifisch sein,
- gut begründet sein,
- keine (vorschnellen) Schlüsse auf Persönlichkeit oder (unabänderliche) Fähigkeiten implizieren,
- nicht vorwurfsvoll sein,
- nicht pauschalisieren usw.
Empirische Evidenz
Es konnte vielfach empirisch bestätigt werden, dass das Verletzen dieser Regeln die Akzeptanz eines negativen/korrigierenden Feedbacks vermindert. Die hier berichtete Studie zeigt, dass bereits subtile Verletzungen dieser Feedbackregeln ausreichen, um den Selbstwert zu verletzen und die Akzeptanz zu mindern.
In einer anderen Studie (vorgestellt auf dem 49. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychologie in Bonn) konnte die selbe Autorin zeigen, dass sowohl subtile Verletzungen der Feedbackregeln als auch offensichtlich destruktives Feedback mit vermindertem Selbstwert der Probanden einhergehen. Außerdem wurden Zusammenhänge zu geringerer Arbeitszufriedenheit und zu vermehrten Ressentiments gegenüber dem Unternehmen gefunden. Konstruktives Feedback geht hingegen mit höherer Arbeitszufriedenheit und einem leicht höheren Selbstwert einher. Der Selbstwert mediiert die Beziehungen zwischen Feedback und den Ressentiments sowie der Arbeitszufriedenheit partiell.
Konstruktives Feedback ist der „Goldstandard“
Die beiden Studien illustrieren, was wir alle implizit schon wissen: Negatives Feedback wird nicht dadurch besser, dass man es subtiler formuliert. Die Studien zeigen aber auch, das **konstruktives Feedback** der „Goldstandard“ ist. Es ist DAS Führungsinstrument schlechthin. Die Kunst ist es, gutes (korrigierendes) Feedback zu geben…
Ein ganz interessanter Hintergrundartikel dazu ist dem in der Zeitschrift Gruppendynamik & Organisationsberatung (Ausgabe 01/2010, Seite 39-55) erschienene: Feedback im Arbeitsleben – eine Selbstwert-Perspektive (von Norbert Semmer und Nicola Jacobshagen).