Studie zum Zusammenhang zwischen Einkommen und Glück
Und wieder müssen wir vielleicht vermeintlich feststehende Tatsachen in Frage stellen. Frühere Untersuchungen hatten ergeben, dass das erlebte Wohlbefinden/Zufriedenheit/Glück oberhalb eines Einkommens von ca. 75.000 $ pro Jahr nicht weiter ansteigt. Geld macht nicht glücklich war die prägnante Botschaft. Immer wieder stößt man auf Aussagen in dieser oder ähnlicher Form.
Gleich vorweg: Es gibt andere Dinge, die wichtig für Wohlbefinden/Zufriedenheit/Glück sind, gar keine Frage. Darum soll es in diesem Beitrag nicht gehen. Problematisch an den bisherigen Studien ist jedoch, dass diese auf einem Datensätzen mit einem Maß für erlebtes Wohlbefinden basieren, das möglicherweise nicht das tatsächliche emotionale Erleben widerspiegelt (retrospektive, oft dichotome Berichte).
Eine aktuelle Studie von Matthew Killingsworth mit dem Titel „Experienced well-being rises with income, even above $75,000 per year“ nutzt über eine Million Echtzeit-Berichte zum erlebten Wohlbefinden aus einer großen US-Stichprobe. Matthew Killingsworth zeigt, dass das erlebte Wohlbefinden linear mit dem logarithmischen Einkommen ansteigt, mit einer ebenso steilen Steigung oberhalb von 75.000 $ wie darunter. Dies deutet darauf hin, dass höhere Einkommen immer noch das Potenzial haben, das alltägliche Wohlbefinden der Menschen zu verbessern, und nicht, dass viele Menschen in wohlhabenden Ländern bereits ein Plateau erreicht haben. So steht es im Abstract des Papers.
Die folgende Grafik zeigt den Zusammenhang für die beiden Variablen „Erlebtes Wohlbefinden“ und „Lebenszufriedenheit„. Man beachte die logarithmische Transformation der Variable Haushaltseinkommen!
Macht mehr Geld also doch glücklicher? Es sieht so aus. Allerdings bedarf es schon einer Verdoppelung des Haushaltseinkommens, um in etwa 0,1 Standardabweichungen in den Glücksmaßen zuzulegen. Es wird also für viele von uns nicht einfach, auf diesem Wege das Wohlbefinden zu steigern.
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Artikelbild von Micheile Henderson auf Unsplash