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Die Bogus-Pipeline-Methode, Einstellungsinterviews, Online-Tests und Lügendetektoren…

Wahrscheinlich bin ich mal wieder der letzte, der dieses Video über den Einsatz eines Lügendetektors im Einstellungsinterview entdeckt hat. Nichtsdestotrotz: großartig!

Was hier filmisch so überaus gelungen umgesetzt wurde, hat einen interessanten psychologischen Hintergrund. Vielleicht erinnert sich der eine oder andere Psychologiestudent noch an die sogenannte „Bogus Pipeline“ aus der Sozialpsychologievorlesung?

Irgendwann in den 70ern kamen zwei Psychologen (Jones & Sigal) auf die Idee, Versuchspersonen an einen technisch sehr aufwändigen Apparat anzuschließen, den sie Elektromyograph nannten. Das Gerät war wohl technisch überaus beeindruckend und sollte vorgeblich die Muskelaktivität der Probanden messen. Tatsächlich handelte es sich um nichts anderes als Elektroschrott – und gemessen wurde überhaupt nichts. Wichtig war bloß, dass die Versuchspersonen glaubten, dieser Lügendetektor funktioniere. Weil ihr Verfahren selbst nicht ohne eine kleine Lüge auskam, nannten sie es Bogus Pipeline, also „erschwindelter Zugang“.

Sigal und Kollegen ließen damals weiße Versuchspersonen Fragebögen zu Charaktereigenschaften von weißen und schwarzen Amerikanern ausfüllen. Die eine Hälfte wurde an den sogenannten Elektromyoraphen angeschlossen, die andere nicht. Die Versuchsleiter machten dann noch etwas Hokuspokus, um von der Funktionsweise des Gerätes zu überzeugen. Der erste Teil der Studienteilnehmer musste also ständig befürchten, der Lüge überführt zu werden. Der zweite Teil lief subjektiv keine Gefahr, beim Schwindeln ertappt zu werden.

Wie die Forscher vermutet hatten, unterschieden sich die Antworten der beiden Gruppen. Wer am Elektromyo­graphen angeschlossen war, gab seine Vorurteile preis und schätzte schwarze Amerikaner als deutlich fauler, unzuverlässiger, schmutziger und dümmer ein.

Ja, so waren die Psychologen damals drauf und sind es heute noch, denn ähnliche Mechanismen kommen bei Online-Tests und eAssessments zum Einsatz, wenn den Bewerbern erklärt wird, dass ihre Testergebnisse später überprüft werden und spätestens dann jede nur erdenkliche Manipulation sowieso auffällt. Man mag das finden wie man will, aber der Effekt funktioniert – damals wie heute.

Weiterführende Literatur:
Brackwede, D. (1980). Das Bogus-Pipeline-Paradigma – Eine Übersicht über bisherige experimentelle Ergebnisse. Zeitschrift für Sozialpsychologie, 11, 50-59.

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April 5, 2012
1 Comment
1

One comment

  • Stephan Holtmeier

    Oktober 25, 2014 Antworten

    Per E-Mail erreichte mich folgende Frage zu diesem Beitrag:

    Lieber Herr Holtmeier,
    ich habe eben Ihren interessanten Blogbeitrag zum Thema Bogus Pipeline zur Kenntnis genommen.
    Haben Sie eine Idee, wie man die Versuchspersonen im Rahmen einer anonymen Onlineumfrage zu ähnlichen ehrlicheren Antworten bringen kann? (um soziale Erwünschtheit etc.) zu verringern?

    Hier meine Antwort:

    Ihre Frage ist interessant.

    Ich hab vor einiger Zeit eine Diplomarbeit angeleitet, in der Assessoren in einem Assessment Center ihre Bewertungen auf einem Tablet PC eingetragen haben. Wir haben dann in der einen Versuchsbedingung zwischen den Bewertungen eine Meldung mit einem Fortschrittsbalken eingeblendet. Die Meldung lautete: Ihre Bewertungen werden jetzt zur Analyse Ihrer Präzision auf den Server übertragen“. Ein Buff!

    Es ist also so, dass die Versuchspersonen in der Experimentalgruppe vermuten mussten, dass die Qualität Ihrer Bewertungen kontrolliert wird. Im Ergebnis ließen diese in der Qualität ihrer Bewertungen weniger nach, als die Kontrollgruppe.

    Nun zu Ihrer Frage: Wenn es bei online-Befragungen funktionieren soll, dann müsste man zunächst eine glaubhafte Kontrollmöglichkeit etablieren. Vielleicht kann man dies erreichen, indem man den Fragebogen so gestaltet, dass es sogenannte „Lügenitems“ gibt, und/oder das bestimmte Fragen mehrfach in abgewandelter Form gestellt werden. Ich würde dann in der Instruktion besonders auf dieses besondere „Feature“ des Fragebogens hinweisen. Zischen den Seiten des Fragebogens könnte auch eine entsprechende Meldung eingeblendet werden (siehe oben).

    Allerdings ist mir spontan keine Studie bekannt, die konkret einen Effekt in Online-Befragungen findet. Das muss aber nichts bedeuten, den in diesem Bereich der Forschung bin ich nicht tätig, habe also auch keinen Überblick über die Forschungsliteratur.

    Lassen Sie doch mal von sich hören, wenn Sie mit Ihrer Frage weitergekommen sind!

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