Deko – Personalisierte Arbeitsplätze besser verstehen
Wenn ich in Unternehmen zu Gast bin, sehe ich sehr unterschiedliche Arbeitsplätze. Manche sind aufgeräumt, fast steril. An anderen hat sich der Mitarbeiter ganz offensichtlich auszudrücken versucht. Doch was will er damit sagen?
Kris Byron und Gregory Laurence (2105) haben genauer nachgefragt und ihre Erkenntnisse in einem Journal-Artikel veröffentlicht. Sie haben vier Funktionen isoliert, die persönliche Objekte am Arbeitsplatz erfüllen können. Nicht selten sind es gleich mehrere Funktionen, die ein Objekt erfüllt.
Individualität betonen
Eine offensichtliche Interpretation ist die, dass persönliche Gegenstände dazu dienen den Kollegen deutlich zu machen, wer wir sind. Unser Arbeitsplatz ist wie ein Fingerabdruck, der unsere Einzigartigkeit zum Ausdruck bringt. Ein Foto vom letzten Rucksackurlaub in Asien könnte beispielsweise signalisieren sollen, dass wir große Abenteurer sind und uns auch sonst gerne abseits üblicher Pfade bewegen. Ein eigerahmtes Weiterbildungszertifikat erhebt vielleicht den Anspruch auf eine bestimmte Rolle im Unternehmen. Aufgestellte Postkärtchen sollen vielleicht darauf hinweisen, dass wir vielen Menschen wichtig sind, usw.
Soziale Identität ausdrücken
Neben dem Bedürfnis unsere Unterschiedlichkeit hevorzuheben, können Gegenstände am Arbeitsplatz aber auch eine geteilte soziale Identität nach außen sichtbar machen. Comics oder Zitate weisen schon mal darauf hin, dass der Arbeitsplatzinhaber sich der Gruppe der Kreativen oder der Techies zugehörig fühlen möchte. Manche Gegenstände sind auch schlicht Insider-Witze, die ausschließlich eine Bedeutung für Menschen mit einer geteilten Geschichte etwas bedeuten und der Gruppenkohäsion dienen. Während mache Items eher dem Erreichen eines Status dienen, gibt es auch welche, die eher dazu gedacht sind, Statusunterschiede aufzuheben und den Aufsteller (durch ihre Gewöhnlichkeit) zugänglicher zu machen.
Kommunikation fördern
Die Interviews der beiden Forscher offenbarten noch einen weiteren Grund für personalisierte Arbeitsumgebungen. Manche Gegenstände wurden dafür aufgestellt, um ins Gespräch mit anderen zu kommen. Sie dienen somit dem Aufbau von Beziehungen. Die Aufsteller sehen in ihnen die Funktion eines Eisbrechers, bzw. einen Ansatz um mit jemandem eine gemeinsame Basis zu finden. Dies waren zum Beispiel bestimmte Bücher und Baby- oder Haustierfotos. Die Forscher fotografierten übrigens jeden Arbeitsplatz aus der Perspektive des dort arbeitenden Mitarbeiters und aus der eines „Besuchers“. Die oben angesprochenen „Konversationsstarter“ waren in den meisten Fällen so positioniert, dass sie einfach aus der Perspektive des Besuchers zu entdecken waren.
Uns daran erinnern, wer wir sind
Demgegenüber gab es auch Gegenstände, die nicht nach außen sichtbar waren, sondern nur für den Mitarbeiter selber. Die Funktion dieser Items ist laut Byron und Laurence die, uns an unsere eigene Identität zu erinnern. Wer wollen wir sein? Dies sind manchmal inspirierende Symbole oder vielleicht das Geschenk eines Rollenmodells. Manchmal dienen diese Objekte auch dem Zweck, die Arbeit in einen größeren Kontext zu stellen, so dass die Mitarbeiter an schwierigen Tagen sich daran erinnern, dass es „nur“ ein Jon ist und auch andere Dinge im Leben eine wichtige Bedeutung haben.
_____
Literatur: Byron, K., & Laurence, G. (2015). Diplomas, Photos, and Tchotchkes as Symbolic Self-Representations: Understanding Employees‘ Individual Use of Symbols Academy of Management Journal, 58 (1), 298-323.
Foto: reynermedia, via Flickr