Empowerment: Führungskräfte können bei ihren Mitarbeitern die Neigung zur Depression beeinflussen
Wenn ein Mitarbeiter schlecht drauf ist, weil der Chef dies, das oder jenes gemacht hat, dann kommt das halt mal vor. Aber wie weit geht der Einfluss und damit auch die Verantwortung von Vorgesetzten, wenn es um die psychische Gesundheit ihrer Mitarbeiter geht?
Schermuly und Meyer haben in zwei Studien über 500 Arbeitnehmer aus Deutschland untersucht, um den Zusammenhang zwischen Führungsverhalten und dem psychischen Krankheitsbild der Depression zu erforschen. Außerdem wollten die beiden Forscher klären, wie der Wirkmechanismus sein könnte.
Beziehungsqualität und Empowerment
Die Qualität der Beziehung zwischen Mitarbeiter und Chef ist laut Schermuly und Meyer ein wesentlicher Faktor, der die Depressivität von Mitarbeitern beeinflusst. Allerdings schein als vermittelnde Variable das psychologische Konstrukt des „Empowerments“ eine wesentliche Rolle zu spielen. Empowerment bedeutet in diesem Zusammenhang:
- Mitarbeitern das Erleben von eigener Kompetenz zu ermöglichen
- Die Bedeutsamkeit dessen herauszustellen, was die Mitarbeiter leisten
- Mitarbeiter selbstbestimmt und entscheidungskompetent arbeiten zu lassen
Die Wirkkette scheint also so zu funktionieren, dass eine hohe Beziehungsqualität zu mehr psychologischem Empowerment durch die Führungskraft und damit zu einer geringeren Depressionsneigung bei den Mitarbeitern führt.
Interessant ist auch, dass die beiden Autoren der Studie davon ausgehen, dass die beiden Prozesse relativ wenig Zeit in Anspruch nehmen. Eine schlechte Beziehungsqualität entfalte nach ca. drei Monaten ihre Wirkung. Übrigens, die Beziehungsqualität zu Kollegen hat eine ähnliche Wirkrichtung.
Fazit für die Praxis
Die beschriebene Studie ermahnt (wie viele andere auch), dass Führungskräften eine besondere Rolle zukommt. Ein schlechtes Verhältnis zu Mitarbeitern kann krank machen. Das hat dann mittelfristig auch wirtschaftliche Folgen für das Unternehmen. Auf der anderen Seite kann auch die Stimmung im Team eine schützende Wirkung haben. Folglich sind Maßnahmen zur Verbesserung des Arbeitsklimas nicht ausschließlich aus Gründen der Steigerung von Engagement und Arbeitszufriedenheit wichtig. Es geht schlicht um dies Gesundheit und Arbeitsfähigkeit derer, für die die Führungskräfte und das Unternehmen eine Verantwortung übernommen haben.
Empfohlene Maßnahmen zur Steigerung der Beziehungsqualität
Zunächst scheint es offensichtlich, dass Verdrängung keine gute Strategie ist. Sobald Probleme erkannt sind, sollte zügig gehandelt werden. Eine Möglichkeit ist der Einsatz eines geeigneten Coaches, um die Führungskraft zu sensibilisieren und ihrerseits in die Lage zu versetzen, die Beziehungsqualität zu den eigene Mitarbeitern aus eigener Kraft zu verbessern. Häufig bedarf es aber zunächst einer geeigneten Erhebung des Status Quo, denn belastende und destruktive Beziehungen schwelen nicht selten unter der Oberfläche. Wir setzen auf unser 360° Feedback, um Probleme im Rahmen der Zusammenarbeit zunächst aufzudecken und ein Bewusstsein für die Notwendigkeit einer Veränderung zu schaffen. Im Anschluss kommen dann ggf. auch Maßnahmen zur Teamentwicklung zum Einsatz.
Literatur: Schermuly, C. C. & Meyer, B. (2015). Good relationships at work: The effects of Leader–Member Exchange and Team–Member Exchange on psychological empowerment, emotional exhaustion, and depression. Journal of Organisational Behavior.
Foto: Sean MacEntee, CC-BY-2.0