
Feedback: Wer lernt daraus, wer eher nicht? – Die Rolle der Persönlichkeit
Die Persönlichkeit gilt seit langem als ein wichtiger Faktor, wenn es darum geht vorherzusagen, wie Menschen auf ein Feedback reagieren werden. Doch die bisherigen empirischen Ergebnisse sind uneinheitlich. Eine neue Untersuchung befasst sich daher mit diesem wichtigen Thema, denn es wäre sicher hilfreich, wenn Feedback sowie dessen Vermittlung besser auf die Bedürfnisse unterschiedlicher Persönlichkeiten abgestimmt werden werden könnte.
Im Rahmen seiner Masterarbeit (Titel: Using Personality Ratings to Predict Feedback Reactions and Use Intentions) hat Andrew Samo am Graduate College of Bowling Green den Zusammenhang zwischen einzelnen Persönlichkeitsmerkmalen und der Reaktion auf ein Feedback untersucht. Und weil uns das Studiendesign gut gefällt, berichten wir an dieser Stelle zusammenfassend die Ergebnisse sowie sein Vorgehen.
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Verträglichkeit (Agreeableness) und Extraversion zu positiven Reaktionen auf ein Feedback führen. Leider sind alle weiteren untersuchten Zusammenhänge recht gering. Einen leichten Hinweis findet Samo darauf, dass positive Reaktionen auf ein Feedback zu einer gesteigerten Absicht führt, dieses für sich zu nutzen. Dies wiederum dürfte in der Theorie dann auch zu einer beobachtbaren Veränderung im Verhalten führen. Gerade für die letzte angenommene kausale Beziehung findet der Autor jedoch keine empirische Evidenz.
Das Studiendesign ist jedoch interessant. Für die Studie wurden sehr effizient Versuchspersonen via Amazons Mechanical Turk (MTurk) rekrutiert. Das Problem beim Einsatz dieser zumeist prekär bezahlten „Clickworker“ im Kontext von wissenschaftlichen Studien ist in der Regel, dass wir die Verallgemeinerbarkeit der so generierten Daten heftig anzweifeln würden.
Die Teilnehmer füllten eine Online-Umfrage (Persönlichkeitsfragebogen) aus und wurden mit 1,50 USD für das Ausfüllen einer ersten Umfrage und mit weiteren 1,00 USD für das Ausfüllen einer Folgeumfrage entschädigt. Darüber hinaus erhielten die Teilnehmer im Rahmen der Studie kostenlos ein Feedback zu ihrem Lebenslauf. 78 % waren zum Zeitpunkt der Studie aktiv auf Arbeitssuche. Wir können also davon ausgehen, dass das zumindest für diese 78% ein Feedback zum Lebenslauf ein echtes eigenes Interesse darstellt.
Spannend an der Methodik ist die Feedbackintervention, weil auch sie ausgesprochen ökonomisch erfolgt. Die Teilnehmer wurden aufgefordert ihren Lebenslauf und eine Stellenbeschreibung für Ihre Zielposition hochzuladen (über die Website jobscan.co). Zu diesen beiden Dokumenten erhielten Sie vollkommen automatisiert ein Feedback. Der Dienst von Jobscan verwendet einen Algorithmus zur Verarbeitung natürlicher Sprache, um die Informationen in den Lebensläufen mit denen der Stellenbeschreibung abzugleichen, und gibt ein Feedback zu mehreren Dimensionen, die zeigen, wie gut der Lebenslauf zur Stellenbeschreibung passt.
Am Ende der ersten Umfrage wurde den Teilnehmern für ihre Teilnahme gedankt und sie wurden daran erinnert, dass es eine Folgeumfrage geben würde. Die Teilnehmer wurden darüber informiert, dass sie die Möglichkeit haben würden, ihren Lebenslauf und dieselbe Stellenbeschreibung etwa zwei Wochen nach Abschluss der ersten Umfrage freiwillig erneut zur Bewertung einzureichen. Es gab also ausreichend Zeit, auf Basis des Feedbacks den eigenen Lebenslauf zu optimieren. Nicht jeder machte jedoch davon gebrauch. Einige Versuchsteilnehmer luden ihren Lebenslauf unverändert hoch, hatten also offensichtlich aufgrund des Feedbacks kein Verhalten gezeigt, was zu einer „Leistungsverbesserung“ geführt hat.
Auf diese Weise konnte Samo sehr elegant, mit wenig Aufwand und recht objektiv einen Wert errechnen, der den Grad einer tatsächliche Leistungsverbesserung sehr treffend operationalisiert. Das Studiendesign bietet eine gute Blaupause für zukünftige Bachelor- oder Masterarbeiten in unserem eigenen Forschungsfeld. Wir werden berichten…
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Photo by Raffaele Vitale on Unsplash