Feedbacktrends in Organisationen 2023/24 – Eine Befragung des Arbeitskreises Feedbackinstrumente
Die Ergebnisse der 2023/24er Studie des Arbeitskreises Feedbackinstrumente zur Status Quo von Feedbackkultur und -Tools in Unternehmen liegen vor! Eine Zusammenfassung kann auf der Website des Arbeitskreise heruntergeladen werden.
Die Studie
Gegenstand der Längsschnittstudie sind u.a. 360°-Feedbacks (Multisource-Feedback), d.h. fragebogenbasierte Verfahren zur systematischen und anonymen Einschätzung der Kompetenzen eines Feedbackempfängers aus unterschiedlichen Perspektiven (z.B. Vorgesetzter, Mitarbeiter, Kollegen, Kunden). Aber auch neuere Feedbackvarianten wie das Ongoing Feedback sind Gegenstand der Untersuchung. Unter Ongoing Feedback wird ein regelmäßiges Feedback in festgelegten Intervallen, z.B. vierteljährlich, verstanden. Es basiert auf einem individualisierbaren Kurzfragebogen und eignet sich insbesondere auch zur Begleitung eines intensiven Coachingprozesses oder z.B. auch für Teams in hybriden Arbeitswelten.
Bei den Befragten (N=156 Personen) handelt es sich mehrheitlich um HR-Fachkräfte (Personalleiter, Personalentwickler) sowie Mitglieder der Geschäftsführung und externe Berater. Im Vergleich zu 2020 konnte die Teilnehmerzahl deutlich gesteigert werden. Es liegen Angaben aus sehr unterschiedlichen Branchen vor, darunter Öffentlicher Dienst, Handel & E-Commerce, Unternehmensberatung & Dienstleistungen, IT & Telekommunikation, Finanzen & Versicherungen, Medien & Kultur, Bildungs- und Forschungseinrichtungen, Chemie & Pharma, Elektrotechnik, Gesundheit & Soziales, Konsumgüterindustrie, Energieversorgung, Transport & Logistik, Automobil- & Zulieferindustrie, Maschinen- und Anlagenbau sowie Non-Profit-Organisationen.
Ausgewählte Ergebnisse
- Institutionalisierte Feedbackgespräche (z.B. Mitarbeitergespräche) werden von fast allen Organisationen (95%) eingesetzt. Dabei handelt es sich in der Regel (80%) um regelmäßig stattfindende Termine.
- 360°-Feedback und Varianten (z.B. 270°-Feedback) werden von 65% der Organisationen eingesetzt. Im Vergleich zu 2020 (50%) hat die Verbreitung also zugenommen. Dabei handelt es sich häufig (40%) um regelmäßig durchgeführte Prozesse.
- Agile web- oder app-basierte Feedback-Tools (u.a. Ongoing Feedbacks) mit hoher Feedbackfrequenz und kurzen, individualisierbaren Fragebögen werden von fast 50% der Unternehmen genutzt. Damit sind diese Tools kein Nischenprodukt mehr, auch wenn nur 30% diese Tools regelmäßig nutzen. In den meisten Fällen handelt es sich jedoch um Spontanbefragungen, die mit einfachen Befragungstools (z.B. von Microsoft, Google etc.) durchgeführt werden. Diese werden in der vorliegenden Studie als Instant Feedbacks kategorisiert.
- Bei der Frage nach der zukünftigen Entwicklung gehen 40% der Organisationen davon aus, dass in Zukunft mehr 360°-Feedbacks durchgeführt werden. Weniger als 5% erwarten einen Rückgang der Anzahl der Feedbacks und knapp 10% der Organisationen machen zu dieser Frage keine Angabe.
- Die meisten Unternehmen erwarten, dass neue Arbeitsformen (z.B. Homeoffice, agile Teams) und der Fachkräftemangel (z.B. Arbeitgeberattraktivität) einen großen Einfluss auf die zukünftige Nutzung und Durchführung insbesondere von 360°-Feedbacks haben werden.
- Um die Zufriedenheit mit Feedbackinstrumenten zu erfassen, wurde auch die Weiterempfehlungsbereitschaft abgefragt und der Net Promoter Score (NPS) berechnet. Der NPS-Wert von 55 zeigt eine sehr hohe Zufriedenheit mit dem 360°-Feedback als Methode. Für agile web- oder app-basierte Feedback-Tools liegt der NPS-Wert mit 27 niedriger, aber immer noch im deutlich positiven Bereich.
Fazit
Die Studie bietet einen für den deutschsprachigen Raum einzigartigen Einblick in die betriebliche Praxis des Einsatzes von Feedbackinstrumenten. Feedback ist ein wesentlicher Bestandteil einer positiven Unternehmenskultur. Feedback trägt zu einer höheren Arbeitszufriedenheit, einer geringeren Kündigungsabsicht und letztlich auch zu einer besseren Arbeitsmotivation und -leistung bei. Gerade in Teams, die aufgrund von häufigerem Homeoffice seltener face-to-face zusammenarbeiten, fehlt es häufig an Feedback, was durch geeignete Instrumente teilweise kompensiert werden kann. Viele Unternehmen scheinen deren Bedeutung erkannt zu haben, die Studie zeigt aber auch deutlich, dass noch viel Entwicklungsbedarf besteht.
Der vollständige Studienbericht ist auf Anfrage erhältlich. Auf Wunsch können auch branchenspezifische Benchmarkdaten zur Verfügung gestellt werden.
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Der AK Feedbackinstrumente ist ein Zusammenschluss von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern verschiedener Hochschulen sowie Anwenderinnen und Anwendern mit einschlägiger Praxiserfahrung. Ziel ist die Koordination von Forschungsprojekten sowie der Transfer wichtiger Erkenntnisse in die Praxis, um die Effektivität und Effizienz etablierter Feedbackinstrumente systematisch zu verbessern.
Verfasser der Studie: Stephan Holtmeier, Prof. Dr. Inga Mertin, Prof. Dr. Gerald Richter, Dr. Julia van den Woldenberg