Führung von Digital Natives – Neue Anforderungen an Chefs
Vor ein paar Monaten befragte mich Viktor Kaiser für eine Studie im Rahmen seiner Bachelorarbeit zu einem sehr interessanten Thema, der Führung von Digital Natives.
Er wollte untersuchen, wie/ob sich die Ansprüche an Chefs verändern, wenn sie die sogenannten „Digital Natives“ führen. Digital Natives meint die Generation, die mit digitalen Technologien vertraut ist, weil sie mit diesen aufgewachsen ist. Das Gegenteil der Digital Natives ist der Digital-Immigrant, also eine Person, welche die neuen Technologien erst im Erwachsenenalter kennengelernt hat und sich nur Schritt für Schritt mit ihnen zu Recht findet.
Viktor hat nun seinen Abschluss in der Tasche und fasst die Ergebnisse seiner Interviewstudie (befragt wurde eine Gruppe von Experten mit Führungserfahrung) weiter unten in diesem Beitrag zusammen. Glückwunsch und danke Viktor, dass du deine Erkenntnisse hier auf diesem Blog mit allen Lesern teilst!
Führung von Digital Natives
Die Unternehmen stehen vor der Herausforderung, ihre Digital Natives erfolgreich zu integrieren. Diese streben größtenteils eine individuelle, private sowie berufliche Entfaltung an, worauf sich die Führungskräfte von heute einstellen müssen.
Zusammenfassung der Ergebnisse der Studie
Führung war in den letzten Jahren vielerorts durch klassisches Management geprägt. Ein Umdenken in Richtung „Leadership“ ist erforderlich. Es ist empfehlenswert, dass die Führungskräfte mehr Coaching, Mentoring sowie Trainings anwenden, um die junge Generation zu führen. Dabei sollten sich Führungskräfte noch stärker individuell auf einzelne Mitarbeiter einstellen. Das ideale Werkzeug ist nach Auffassung der befragten Studienteilnehmer der kooperative Führungsstil. Dadurch können sich die Digital Natives besser entfalten und einen Mehrwert für das Unternehmen generieren.
Betrachtet man die Kommunikation zwischen Führungsperson und Geführtem, so ist auf Dauer eine Kommunikation auf Augenhöhe notwendig. Dieser Aspekt gilt auch bei der virtuellen Führung über die digitalen Medien. Führungskräfte sollten die technischen Möglichkeiten beherrschen und einsetzten. Führungskräfte, die diese Aspekte nicht berücksichtigen, haben auf längere Sicht keinen Führungserfolg.
Hilfreich bei der Führung von jungen Berufsstartern ist es, wenn die Führungskraft inspirierend und emotional ist. Dadurch wird die intrinsische Motivation junger Mitarbeiter verstärkt, und herausfordernde Ziele werden auch ohne Druck erreicht.
Ob die Führung von älteren oder jüngeren Mitarbeitern leichter ist, kann pauschal nicht beantwortet werden, sondern die Führungskraft muss individuell vorgehen. Dabei hilft es den Digital Natives nicht, wenn sie isoliert im Unternehmen betrachtet werden. Da den meisten von ihnen die Berufserfahrung fehlt, ist das Arbeiten in gemischten Teams sehr wertvoll. Hier muss die Führungskraft dafür sorgen, dass die Stärken der jungen Generation zur Geltung kommen, aber auch die Erfahrung der älteren Mitarbeiter an die Jungen weitergegeben wird. Somit bleibt das Know-How im Unternehmen und geht nicht verloren. In diesem Prozess ist es problematisch, wenn die junge Berufsgeneration in die laufenden Arbeitsprozesse hineingestoßen wird, ohne die nötige Erfahrung zu haben. Dadurch entsteht schnell Frustration, weil die Erfolge ausbleiben. Hier ist es z.B. empfehlenswert, dass die Digital Natives in einem Traineeprogramm ihre Berufserfahrungen sammeln können.
Fazit
Die Frage, ob Führung in Bezug auf die Digital Natives neu gedacht werden muss, kann mit einem klaren „Ja“ beantwortet werden. Mit einem Umdenken wird insbesondere erreicht, dass diese Generation erfolgreich im Unternehmen integriert werden kann.
Abschließend lässt sich feststellen, dass durch diese Untersuchung nicht nur die Forschungsfrage geklärt worden ist, sondern auch viele neue Fragen aufgeworfen wurden. Hier sei auf die Originalarbeit verwiesen.
Es wäre durchaus sinnvoll, die vorgenommene Untersuchung anhand einer größeren Stichprobe neu aufzulegen. Zudem wäre es beispielsweise interessant, nicht nur Führungskräfte, sondern auch die Geführten selbst zu befragen, wie sie geführt werden möchten.