Gender Pay Gap: Warum werden Frauen und Männer unterschiedlich bezahlt?
Die Ökonomin Miriam Beblo von der Uni Hamburg hat mit einigen Kollegen ein Experiment durchgeführt, was eine aus meiner Sicht ganz interessante neue Information in die Debatte bringt.
Knapp 900 Probanden haben die Forscher rekrutiert. Alle bekamen denselben Job, nämlich Labyrinth-Aufgaben zu lösen. Für jedes richtige Ergebnis wurde ein kleiner Betrag ausgezahlt. Wie viel Geld die Testpersonen am Ende verdienten, konnten diese nicht nur über ihre Leistung, sondern auch über Vertragsverhandlungen mitbestimmen. In gewisser Weise also eine ganz realistische Simulation der Realität, würde ich sagen.
Die Versuchspersonen konnten unterschiedlich schwierige Labyrinthe als Aufgabe auswählen. Sie konnten es sich also einfach machen oder eine Herausforderung suchen.
Außerdem konnten Sie das Entlohnungsmodell selbst bestimmen:
- Stücklohn: Wer auf Nummer sicher gehen wollte, wählte 50 Cent pro gelöstem Labyrinth.
- Bonusmodell: Wer diese Variante wählte, bekam einen Euro pro Labyrinth, allerdings nur dann, wenn er/sie am Ende unter den besten 30% lag. Sonst gab es nur 20 Cent.
In der Realität finden wir in den allermeisten Berufen den Effekt, dass Frauen bei gleicher Position weniger verdienen als ihre männlichen Kollegen. Interessanterweise fanden die Forscher diese Differenz auch unter diesen Laborbedingungen des Experiments. Der Unterschied in der Bezahlung lag bei satten 23%.
Da eine unmittelbare Diskriminierung in diesem Experiment ausgeschlossen war, überraschen die Ergebnisse schon sehr. Wie erklärt sich also die „Lohnlücke“?
Schuld sei der Risikoaufschlag meinen die Autoren. Die Frauen hätten viel seltener auf den Bonus gesetzt und stattdessen den Stücklohn bevorzugt. Zudem hätten die Männer tatsächlich mehr geleistet – nämlich immer, wenn es wirklich um etwas ging.
Aha.
Quelle: http://www.iaq.uni-due.de/aktuell/veranstaltung/2016/equalpay/Schroeder.pdf
Foto: Serge Saint (CC-BY-2.0)