Jamovi: Eine vielversprechende neue Statistiksoftware (speziell für Psychologen)
Als empirisch arbeitende Psychologen nutzen wir bei uns im Haus regelmäßig Statistiksoftware. Früher war das SPSS, zwischenzeitlich sind wir fast vollständig auf „R“ umgestiegen. Für viele Kollegen und vor allem für Studenten, mit denen wir zusammenarbeiten und die wir ausbilden, ist die Aneignung und Nutzung von R aber häufig zu mühsam. Das liegt nicht zuletzt daran, dass eine adäquate Benutzeroberfläche – ähnlich wie bei SPSS – fehlt. Auf der anderen Seite kostet SPSS eine Menge Geld, während R kostenfrei genutzt werden kann, denn R ist Open Source-Software.
Heute haben wir uns daher mit einer neuen Oberfläche für R beschäftigt, die eigentlich deutlich mehr ist als nur das. Was soll ich sagen, wir sind begeistert und möchten daher interessierte Leser dieses Blogs auf die Homepage der Entwickler lenken. Schaut es euch an, probiert Jamovi aus! Die Software läuft sowohl unter Windows, Mac OS als auch Linux. Mehr kann man wirklich nicht erwarten.
Das Interessante an Jamovi ist aus unser Sicht auch, dass die Entwicklung ganz offensichtlich von Psychologen für Psychologen erfolgt. So sind die Ausgaben (Tabellen) zum Beispiel nach APA-Standard formatiert. Aktuell ist die Software noch im Status einer technical Preview. Im August wollen die Entwickler aber mit einer weitgehend fertigen Version SPSS und anderen Mitbewerbern ordentlich Konkurrenz machen. Davon können die Nutzer eigentlich nur profitieren. So oder so.
Es ist wohl geplant, dass Jamovi „out of the box“ mit relativ wenigen statistischen Methoden ausgeliefert wird. Der Funktionsumfang scheint uns perfekt für Bachelorarbeiten in den Sozialwissenschaften, insbesondere in der Psychologie zu sein. Wer mehr Power benötigt, installiert entsprechende Methoden einfach nach.
Was bislang schon geht:
- Deskriptive Analysen
- Reliabilitätsanalyse
- t-Tests
- Varianzanalysen
- Korrelationsmatrizen
- Lineare Regression
In einem interessanten Interview mit einem der Gründer (Jonathon Love), wird auch darauf eingegangen, wie das Geschäftsmodell der Software aussieht. Die Entwickler arbeiten aktuell für diverse Universitäten und investieren ihre Zeit kostenfrei in das Projekt. In Zukunft ist angestrebt, dass Bezahldienste mit Zusatznuten für Nutzer angeboten werden. Die Basis soll jedoch kostenfrei bleiben. Bleibt zu hoffen, dass den Entwicklern die Monetarisierung gelingt und die Community auf diesem Wege eine tolle Oberfläche für das Statistikpaket R erhält. Dass dies funktionieren kann, zeigt ja bereits das großartige RStudio, das bereits vor einigen Jahren die Arbeit mit R für die meisten von uns revolutioniert hat.
Viel Erfolg Jamovi, wünschen HOLTMEIER & FRIENDS!