Konflikte: Was tun, wenn Selbstbild und Fremdbild nicht übereinstimmen?
Den folgenden Fall (siehe Zeichnung) beobachten wir immer mal wieder im Rahmen unserer Beratungstätigkeit. Kennen Sie auch solche Chefs?
Der Teamleiter (nennen wir ihn mal Marc), spricht mit seinem Vorgesetzten (der Mann hinter dem Schreibtisch). Dieser hat durchaus schon mitbekommen, dass es in Marcs Team rumort. Der gute Wille aller Beteiligten ist schon lange abhandengekommen und bei vielen Gelegenheiten wird Marc mehr oder weniger offensichtlich angegriffen. Das merken die meisten in Marcs Umfeld, nur er selbst schein auf diesem Auge blind zu sein. Vielleicht liegt es daran, dass im Team hauptsächlich sogenannte „kalte Konflikte“ vor sich hin schwelen. Von einem „heißen Konflikt“ würden wir sprechen, wenn die Situation bereits eskaliert wäre. Die meisten Konflikte im Arbeitskontext sind kalte Konflikte. Und viele Menschen meiden die Auseinandersetzung und das klärende Gespräch, so lange es irgendwie geht. Was also tun, wenn Selbstbild und Fremdbild in solch einem Fall so gar nicht übereinstimmen?
Ob die nette Führungskraft mit den Messern im Rücken bewusst die Situation falsch einschätzt, oder ob Sie mehr oder weniger unbewusst zum Selbstschutz das Offensichtliche ignoriert, kann man immer nur im Einzelfall einschätzen. Aber Handlungsbedarf besteht in jedem Fall.
Unser Vorgesetzter (hinter dem Schreibtisch) begeht in jedem Fall einen großen Fehler, wenn er seinen Mitarbeiter in der aktuellen Situation nicht unterstützt und einfach abwartet. Im Prinzip gibt es für ihn in diesem Szenario nur eine sinnvolle Handlungsoption. Er muss dazu beitragen, dass es zu einer echten Klärung kommen kann. In den meisten Fällen ist eine gewisse Eskalation der Situation im Sinne eines reinigenden Gewitters unumgänglich. Das Zauberwort lautet: Feedback!
Was tun?
- Unser Teamleiter Marc braucht zunächst offenes und schonungsloses Feedback. Dies muss! sein Chef ihm geben. Punkt.
- Die Realität als objektive Wahrheit existiert nicht. Deswegen sollten möglichst viele unterschiedliche Perspektiven berücksichtigt werden. Dafür gibt es mehrere Methoden, wir präferieren ein 360°-Feedback.
- Personalentwicklung für Marc. Wahrscheinlich ist Marc nicht besonders geübt im Erkennen von Konflikten und im Umgang damit. Die eigene Konfliktfähigkeit kann man in gewissem Umfang trainieren. Vielleicht ist auch ein persönlicher Coach für Marc die bessere Alternative.
- Die Konfliktklärung mit seinem Team ist Marcs Aufgabe. Evtl. ist ein moderierter Workshop zum Auftakt das geeignete Format. Mittelfristig kann aber nur Marc die Weichen so stellen, dass die Zusammenarbeit wieder besser wird. Er ist also gefordert, die Veränderung einzuleiten.
Die Berater von HOLTMEIER & FREINDS sind erfahren in der Unterstützung von Führungskräften in diesen und anderen kritischen Situationen. Nehmen Sie Kontakt auf. Wir helfen Ihnen einen geeigneten Weg zu finden.
Foto: Nimbuzz (Lizenz: CC BY 2.0)