
Arbeiten in einem globalisierten Umfeld: Mehr Zeit zum Leben?
Die Geschichte ist fast zu gut, um wahr zu sein! Dieses Blog über IT-Sicherheit schildert eine Story über einen vermeintlichen Hackerangriff aus China, der sich schlussendlich vielleicht als die Zukunft der Lohnarbeit herausstellen könnte.
Da gibt es eine amerikanische Firma, die entdeckt eines Tages, dass sich jemand via VPN aus CHINA in ihr Netzwerk einwählt und praktisch einen ganzen Tag angemeldet bleibt. Das geht schon monatelang so, war bislang aber niemandem aufgefallen. Die Verbindung wurde mit den Login-Daten eines ihrer Mitarbeiter aufgebaut, der allerdings nicht in China, sondern in seinem gemütlichen Homeoffice sitzt. Ein ruhiger Familienvater, der für besagte Firma Software entwickelt. Eine Spezialfirma wird mit der forensischen Analyse des Angriffs beauftrag…
Es ist aber kein chinesischer Hacker, der sich da im Netzwerk der Firma herumtreibt. Es stellt sich schlicht heraus, dass der amerikanische Familienvater von seinem sechsstelligen Gehalt ein fünftel einer chinesischen Beratungsfirma überweist, die dafür an seiner Stelle die Arbeit erledigt. Die vertraulichen Zugangsdaten für den VPN-Tunnel hatte der Mann recht verantwortungsvoll auf dem Postweg nach China geschickt.
Die Analyse seiner Browser-History zeigte später dann auf, was er hauptsächlich machte, während die Chinesen seinen Job erledigten: Katzenvideos schauen, Ebay, Facebook, LinkedIn… Am Ende seines „Arbeitstages“ schickte er eine Update-E-Mail an seinen Manager, damit dieser über die Arbeitsfortschritte auf dem laufenden gehalten wurde.
So, man sollte meinen, dieser Mitarbeiter leistet also bestenfalls durchschnittliche Arbeit, oder? Mitnichten! Seine Leistungsbeurteilungen waren immer überdurchschnittlich.
Was lernen wir also aus diesem Fall? Zunächst einmal scheint mir der beschriebe Mann Die 4-Stunden-Woche: Mehr Zeit, mehr Geld, mehr Leben von Timothy Ferriss gelesen und verstanden zu haben. Glückwunsch!
Dann macht er als Arbeitnehmer kaum etwas anderes, als viele Arbeitgeber es auch machen. Er verlagert (s)einen Job in ein Billiglohnland. Allerdings profitiert in diesem Fall der Arbeitnehmer, nicht der Konzern.
Außerdem scheint der gute Mann wirklich großartige Remote-Management-Kompetenzen zu haben. Vielleicht ist er in Leitender Funktion deutlich besser eingesetzt. Ich vermute nämlich, dass die meisten von uns nicht in der Lage wären, mit Hilfe eines chinesischen Entwicklers eine qualitativ hochwertige Software abzuliefern.
Vermutlich ist er aber seinen Job los. Wir lernen also auch aus diesem Fall, dass derlei Outsourcing-Aktivitäten besser getarnt werden müssen…
Aber mal Spaß bei Seite. Kommt nach polnischem Aupair und spanischer Putzfrau jetzt wirklich der chinesiche/indische/… Leiharbeiter in die Privathaushalte?
Foto: Daniel Piraino