Mitarbeitergesundheit – Anregungen auch für 360° Feedbacks und Mitarbeiterbefragungen
Der Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) bringt seit geraumer Zeit Broschüren heraus, die sich inhaltlich mit der Gesundheit von Mitarbeitern auseinandersetzen. Bislang sind die folgenden 10 Schwerpunktthemen erschienen. Weitere sind angekündigt.
Teil 1: Burnout – Was Unternehmen und Führungskräfte tun können
Teil 2: Führung und Gesundheit – Wie Führungskräfte die Gesundheit der Mitarbeiter fördern können
Teil 3: Gefährdungsbeurteilung – Psychische Belastung bei der Arbeit
Teil 4: Gesunde Arbeitsbedingungen – Was Unternehmen tun können
Teil 5: Stress – Was tun bei Stress?
Teil 6: Employee Assistance Program (EAP) – Wie Unternehmen ihre Mitarbeiter unterstützen können
Teil 7: Rückenbeschwerden und Psyche – Was bei der Volkskrankheit Rückenschmerzen wirklich hilft
Teil 8: Psychologische Unterstützung. Psychologen – Die Experten im betrieblichen Gesundheitsmanagement
Teil 9: Gesunde Mitarbeiter im demografischen Wandel – Was Unternehmen tun können
Teil 10: Psychische Störungen – Wie Unternehmen sie vermeiden oder mit ihnen umgehen können
Eine besondere Rolle bei der Prävention, also der Vermeidung krankmachender Einflüsse, kommt den Führungskräften im Unternehmen zu. Diese banale Erkenntnis findet sich auch in praktisch allen Broschüren. Für Führungsfeedbacks (aka 360° Feedback) bedeutet dies, dass dieses Thema stärker berücksichtigt werden sollte. Vielfach werden relevante Aspekte bereits erhoben (siehe Auflistung weiter unten), allerdings wird der Bezug zur Gesundheit der Mitarbeiter nach meiner Erfahrung nicht ausreichend, bzw. überhaupt nicht, herausgestellt.
Darüber hinaus ist auch die 3. Broschüre besonders interessant, denn viele Arbeitgeber sind sich noch gar nicht darüber im Klaren, dass sie gesetzlich dazu verpflichtet (Arbeitsschutzgesetz) sind, die für die Beschäftigten mit ihrer Arbeit verbundenen Gefährdungen zu erheben, zu beurteilen und zu ermitteln, welche Arbeitsschutzmaßnahmen erforderlich sind. Der Gesetzgeber verlangt, dass auch Gefährdungen durch psychische Belastung gleichwertig zu anderen (z.B. physikalischen, chemischen und biologischen) Gefährdungen berücksichtigt werden! Für die Erhebung von psychischen Belastungen gibt es verschiedene Möglichkeiten. Eine effiziente Variante ist sicher die, einen geeigneten Fragebogen in eine regelmäßig stattfindende Mitarbeiterbefragung zu integrieren. Alternativ sind moderierte Gruppenveranstaltungen und die Beobachtung von Arbeitsplätzen durch Arbeits- und Gesundheitspsychologen denkbar.
Gesundheitsförderliche Arbeitsbedingungen erhalten und verbessern die Leistungsfähigkeit der Beschäftigten. Sie erhöhen die Zufriedenheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und somit auch der Kunden. Die Broschüre 4 listet einige Ansätze auf, was Unternehmen tun können, um bei der Gesundheitsförderung anzusetzen:
- Vielfältige, abwechslungsreiche, sinnvolle und vollständige Arbeitsaufgaben mit variierendem Belastungsniveau
- Aufgabe und Arbeitsmenge passen zu den Fähigkeiten der Mitarbeiter, ohne ständigen Zeitdruck oder ständige Störungen
- Aufgaben und Verantwortung sind klar, alle notwendigen Informationen liegen vor
- Regelmäßiges Feedback durch Kollegen und Vorgesetzte
- Individuelle Handlungs- und Entscheidungsspielräume
- Gut gestaltete Informations- und Kommunikationswege
- Arbeitszeiten, die eine Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben ermöglichen, und in ihrer Lage und Dauer möglichst belastungsarm sind
- Differenzierte und diskriminierungsfreie Entlohnungsmodelle
- Förderung von Team- und Gruppenarbeit
- Gutes Weiterbildungsangebot und differenzierte Karrierewege
- Etablierung gesundheitsbezogener Mitarbeitergespräche
- Unterstützung, Qualifizierung und persönliche Weiterentwicklung
- Beteiligung der Beschäftigten bei der Arbeitsgestaltung und -organisation
- Partizipativer Führungsstil, Führungskräfte können leicht angesprochen werden
- Gerechte Aufgabenverteilung und Entlohnung, Fairness bei Beurteilungen
Wer sich weiter mit Mitarbeitergesundheit beschäftigen möchte, dem seien also die BDP-Broschüren als Einstieg ins Thema ans Herz gelegt.
Foto: Martin