Über die hässliche Seite von Nutzer-Feedback
Am Ende dieses Beitrags haben meine Leser die Möglichkeit ein Feedback, bzw. einen Kommentar zu hinterlassen. Ja ich weiss, das holt niemanden hinter dem Ofen hervor. Überall kann man kommentieren, partizipieren, sich produzieren. Ihre Meinung ist gefragt – mehr denn je! Aber ist das gut so?
Nein, behaupten die Autoren einer Studie, die letzten Monat im Journal of Computer-Mediated Communication online erschienen ist. Diese haben untersucht, ob die Kommentare unter einem Blogartikel einen Einfluss auf die Bewertung des Inhalts des Ursprungstextes haben. Sie haben einen Einfluss. Interessanter Weise ist jedoch nicht der Inhalt der Kommentare relevant, sondern der Tonfall, den die Kommentatoren anschlagen!
Der einen Hälfte der über tausend Probanden der Studie wurden rüde Kommentare, der anderen Hälfte höfliche Kommentare nach einem wissenschaftlichen Artikel über eine fiktive neue Technik präsentiert. Die Argumente selbst und die Länge der Kommentare waren für beide Gruppen identisch. Rüde Kommentare wurden lediglich durch verbale Angriffe, wie „Sie sind dumm, wenn…“ oder „Sie sind ein Idiot, wenn…“ ergänzt. Im Anschluss sollten alle Versuchsteilnehmer eine Risikoeinschätzung zur beschriebenen fiktiven Technik auf Basis des Ausgangstextes abgeben. (Es gab zuvor auch eine Baseline-Messung.)
Das Ergebnis überrascht: Rüde Kommentare polarisierten die Probanden nicht bloß, sie führten überzufällig häufig dazu, dass diese ihre ursprüngliche Meinung änderten.
Das Ergebnis zeigt, welche Macht insbesondere pöbelnde Kommentatoren auf die Meinungsbildung der gesamten Leserschaft eines Online-Artikels haben. Ich hätte wahrscheinliche die Hypothese vertreten, dass gerade diese Pöbler sich aufgrund ihrer Art weitgehend disqualifizieren und deswegen nur einen geringen Einfluss ausüben können. Ist aber wahrscheinlich falsch. Die angriffslustigen Lautsprecher sind leider meinungsbildend. Vielleicht schreiben viele Leser diesen Personen aufgrund ihres Tonfalls große Sachkenntnis zu, weil sie sich nicht vorstellen können, dass man so konfrontativ auftritt, wenn man sich nicht hundertprozentig sicher ist.
Die Ergebnisse der berichteten Studie besitzen eine große Relevanz auch für innerbetriebliche Ansätze, die Mitarbeiter eines Unternehmens über soziale Online-Platformen zu involvieren und sind ein Plädoyer dafür, diese Kanäle entweder konsequent zu moderieren, und/oder eine funktionieren Selbstkontrolle zu etablieren.
Die Kommentarfunktion in diesem Blog bleibt dennoch aktiviert 😉
Foto: webtreats