Sanfte Kritik – Wirkungsvoller als „hart aber herzlich“?
Der unwillkürliche Reflex auf Kritik ist oft Verteidigungsverhalten. „Das konnte ich nicht wissen…“ Um derlei reaktantes Verhalten des Gegenübers unwahrscheinlicher zu machen und mit der geäusserten Kritik einen positiven Effekt zu erreichen hört man oft den Tipp, man solle die Kritik zwischen zwei weiche Sandwichscheiben bestehend aus Lob „verpacken“.
Das ist i.d.R. Quatsch. Wenn man seinen Kollegen, Mitarbeiter oder Chef dazu bewegen möchte, auf korrigierendes Feedback konstruktiv zu reagieren, sollte man geeignetere Wege finden, beim Empfänger nicht unmittelbar den Verteidigungsfall auszulösen.
Dies ist die einfache und wirkungsvolle Formel für besseres Kritisieren:
Schritt 1) Die Entschuldigung vorweg nehmen
Wenn man direkt selber eine Entschuldigung anbietet, muss der Andere sich keine ausdenken. Man signalisiert, dass man mildernde Umstände akzeptiert und die Person nicht grundsätzlich in Frage stellt. Es ist für ein gutes Miteinander immer wichtig, dass man bereit ist, dem anderen gute Absichten zu unterstellen. Zum Beispiel könnte man sagen, „Ich weiss, Sie haben es nicht so gemeint…“ oder „Wahrscheinlich haben Sie nicht gewusst…“ oder „Ich habe gemerkt, dass Sie dieses oder jenes erreichen wollten.“ oder „Ich weiss, Sie waren mit etwas anderem beschäftigt…“.
Schritt 2) Das Problem schildern
Dies ist der Teil, um den es uns geht! Nachdem wir eine Entschuldigung angeboten haben, kommt unser „aber“, mit dem wir die Auswirkungen des Verhaltens unseres Gegenübers erklären. Wir konzentrieren uns dabei auf ganz spezifische Handlungen und schildern, wie diese uns beeinflussen.
Beispiel: „ABER, wenn Sie [konkretes Verhalten], dann [negatives Ergebnis].“
Schritt 3) In die Zukunft schauen
„Was fott is is fot“ sagt der Köllner. Sprechen wir also über das, was wir uns für die Zukunft wünschen. Sagen wir zum Beispiel „Könnten Sie von jetzt an bitte…“ oder „Was meinen Sie, wie könnten Sie sicherstellen, dass dies nicht noch einmal passiert?“.
Foto: Jeri