Testen Sie doch mal Ihre Problemlösestrategie
Die New York Times fällt immer mal wieder durch tollen Datenjournalismus und schöne kleine Apps auf, die irgendeinen interessanten Effekt illustrieren sollen. Am 2. Juli war es ein „A Quick Puzzle to Test Your Problem Solving„.
Die Aufgabe ist ganz simpel. Sie sollen eine Zahlenreihe fortsetzen, indem Sie die zugrundeliegende Regel erkennen. Die Reihe beginnt mit
[ 2 ] [ 4 ] [ 8 ] [ ? ] [ ? ] [ ? ]
und soll um drei weitere Zahlen ergänzt werden. Haben Sie eine Idee? Bevor Sie weiterlesen, machen Sie doch mal den kurzen Test.
Sicher haben Sie die Multiplikation der jeweils letzten Zahl mit „2“ ausprobiert, also 2, 4, 8, 16, 32, 64.
Oder, plus 2, plus 4, plus 6, plus 8 und plus 10…, also 2, 4, 8, 14, 22, 32.
Beide Zahlenreihen entsprechen der verborgenen Regel, werden bei Test also akzeptiert. Spannend ist, was weiter unten im Text der New York Times steht.
Die geheime Regel ist ganz einfach: Jede nachfolgende Zahl muss größer sein, als die vorherige. Sollte man eigentlich drauf kommen können. Sind Sie drauf gekommen? Falls nicht, dann grämen Sie sich nicht. Unser aller Lösungsstrategie für solche Aufgabentypen unterliegt einem systematischen Fehler, dem Confirmation Bias.
Dieser besagt, dass Menschen dazu neigen, ihre bestehenden Annahmen zu bestätigen. Sie suchen sogar ganz gezielt nach Informationen, die Ihre Glaubenssätze bekräftigen und vermeiden es, Ihren Glauben auf die Probe zu stellen – also zu falsifizieren. In anderen Worten: Sie stellen keine Fragen, auf die Sie vielleicht ein „falsch“ als Antwort vermuten würden. Es liegt auf der Hand, dass man mit dieser Strategie sehr leicht zu falschen Einschätzungen einer Situation gelangt.
Im konkreten Beispiel schreibt der Autor, dass 78% aller Menschen, die den kleinen Test bei der New York Times gemacht haben, eine Regel formuliert haben, bevor sie auch nur ein einziges „NEIN“ als Antwort bekommen haben. Unnötig zu erwähnen, dass die meisten Menschen mit einer falschen Annahme im Kopf das Spiel beenden.