Studie: Verurteilte Kriminelle halten sich für freundlicher, vertrauenswürdiger und ehrlicher als der Durchschnitt
Viele Studien zeigen, dass Menschen zur Überschätzung ihrer eigenen positiven Eigenschaften neigen. Irgendwann im Studium habe ich mal gelernt, dass über 90% der Menschen sich selbst als überdurchschnittlich intelligent einschätzen (Studie: Unskilled and anaware, 1999).
Und vor einiger Zeit habe ich eine Studie gelesen, der zufolge die meisten Autofahrer sich besser als der Durchschnitt einschätzen. Das muss man sich mal klar machen: Fakt ist also, dass eine bedeutende Anzahl von unterdurchschnittlich talentierten Autofahrern auf unseren Straßen unterwegs ist, die sich selbst jedoch für wahre Könner am Lenkrad halten. Das erklärt so einiges…
Ganz aktuell hat Constantine Sedikides mit Kollegen (2014) diesen Effekt am Beispiel von Gefängnisinsassen untersucht. Von den 85 befragten Straftätern befand sich die Mehrzahl hinter Gittern, weil sie wegen Raub und Gewalttaten verurteilt wurden.
Die Autoren fanden heraus, dass die verurteilten Kriminellen sich für freundlicher, vertrauenswürdiger und ehrlicher als der durchschnittliche Gefängnisinsasse halten. Sie halten sich jedoch auch für freundlicher, vertrauenswürdiger und ehrlicher als ein durchschnittliches Mitglied unserer Gesellschaft, wobei es eine Ausnahme zu berichten gibt: Gesetzestreue!
Führungskräfte neigen übrigens genauso dazu, sich und ihre Fähigkeiten systematisch zu überschätzen. Auch das erklärt so einiges…
Literatur:
Sedikides C, Meek R, Alicke MD, and Taylor S (2014). Behind bars but above the bar: Prisoners consider themselves more prosocial than non-prisoners. The British journal of social psychology.
Foto: Shoomz