Videokonferenzen hemmen Kreativität
Da in vielen Organisationen aktuell diskutiert wird, ob bzw. in welchem Ausmaß Homeoffice bzw. Zusammenarbeit auf Distanz über Videokonferenzsysteme zum neuen Normal werden soll wollen wir heute auf einen druckfrisch in Nature erschienenen Beitrag von Melanie S. Brucks und Jonathan Levav (2022) hinweisen. Die beiden Autoren kommen nämlich zu der Schlussfolgerung, dass virtuelle Kommunikation kreative Ideenfindung hemmt.
Brucks und Levav begannen ihre Untersuchung vor der Pandemie, weil sie von Schwierigkeiten hörten, wenn Beschäftigte über Distanz (ViKo) Innovationen entwickeln sollten. Deswegen setzen sie zwei Studiendesigns auf. Eine Laborstudie sowie auch eine Feldstudie in einem Unternehmen mit Niederlassungen auf der ganzen Welt. Die Ergebnisse sind durchaus nicht unbedingt zu erwarten gewesen und sie haben praktische Relevanz. Ein persönliches Treffen brachte nämlich messbar mehr und kreativere Ideen hervor als eine Videokonferenz.
Konkreter berichten die Forscher, dass die Ingenieure des teilnehmenden Unternehmens mehr und innovativere Ideen hatten, wenn sie von Angesicht zu Angesicht arbeiteten. „Sie generieren nicht nur eine größere Anzahl kreativer Ideen, sondern ihre beste Idee ist auch besser“, so Brucks. Virtuelle Teams waren hingegen genauso gut darin, die besten Ideen aus einem Bündel auszuwählen, wie diejenigen, die sich persönlich trafen.
Weitere Experimente im Labor ergaben einen Zusammenhang zwischen größerer Kreativität und der Häufigkeit, mit der sich die Teilnehmer im Raum umsahen. Bruck und Levav vermuten, dass die Menschen bei Videokonferenzen zu sehr auf den Bildschirm und das Gesicht des Gesprächspartners fokussiert sind, was das kreative Denken einschränkt. Möglicherweise ist dies eines der wenigen legitimen Argumente dafür, in Videokonferenzen die Übertragung auszuschalten!?
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Literatur: Brucks, M.S., Levav, J. (2022). Virtual communication curbs creative idea generation. Nature.
Bild: LinkedIn Sales Solutions auf Unsplash