Wie man Menschen dazu bringt, das Richtige zu tun (mit minimalem Aufwand)
Man kennt das ja von sich selbst: Nur weil man weiss, dass es besser wäre einen Apfel statt einer Schokolade zu kaufen, macht man es noch nicht. Oder Joggen statt Vorabendserie? Es gibt am Tag sehr viele Entscheidungen, die wir besser anders treffen würden, gegen besseren Wissen. Wir sind gefangen in unseren Routinen und Sklave unserer Bequemlichkeit. Eine aktueller Artikel (Suri, G. & Gross, J. J., 2015) im Journal of Experimental Psychology berichtet von drei Studien, die zeigen was passiert, wenn in Entscheidungssituationen die Aufmerksamkeit schlicht darauf gelenkt wird, dass es eine Entscheidungssituation ist.
Eines der Experimente war ein sogenanntes Laborexperiment. Den Teilnehmer an der Studie wurde jeweils ein Bild vorgegeben. Sie hatten aber zu jeder Zeit die Möglichkeit, dieses gegen ein schöneres auszutauschen. Eine zu jeder Zeit sichtbare Instruktion klärte über diesen Sachverhalt auf. 40% der Probanden machten von dieser Option gebrauch.
Eine zweite Untersuchhttps://holtmeier.de/wordpress/wp-admin/admin.php?page=statsungsgruppe hatte ein leicht verändertes Setup. Bei ihnen wurde nach fünf Sekunden die Instruktion zum Auswechseln des Bildes rot umrandet. Die Autoren der Studie sehen in dieser experimentellen Manipulation eine Lenkung der Aufmerksamkeit im Sinne einer Bewusstmachung von Handlungsalternativen. Im Ergebnis wechselten daraufhin 61% das Bild aus, also 21% zusätzlich.
Im Anschluss versuchten die Autoren, den Effekt auf die reale Welt zu übertragen. Sie beobachteten Menschen in San Francisco, wie sie die U-Bahn verlassen. Der Weg nach draußen führte entweder über eine Rolltreppe oder über ganz normale Stufen. Im Schnitt waren es 5% der Passanten, die die normale Treppe verwendeten und damit etwas Positives für ihre Fitness taten.
Im Anschluss wurden verschiedene Schilder ausprobiert.
a) Stufen?
b) Rolltreppe oder Stufen?
c) Rolltreppe?
d) Haben Sie einen schönen Tag!
Das letzte Schild zeigte keinen Effekt. Weiterhin nutzten nur 5% die normale Treppe. Alle anderen Schilder hatten aber zur Folge, dass die Zahl der Treppennutzer sich auf 10% verdoppelte.
Zehn Prozent erscheinen jetzt vielleicht wenig, aber man beachte wie minimal die Intervention war. Wahrscheinlich haben viele Passanten die Schilder überhaupt nicht wahrgenommen, so dass der beschriebene Effekt sich bei diesen noch nicht einmal hätte zeigen können.
Diese Studien zeigen in Summe sehr schön, wie wirkungsvoll und simpel es sein kann, wenn man Menschen im richtigen Moment aus Ihrer Routine befreit.
Literatur: Suri, G., Gross, J. J. (2015). The role of attention in motivated behavior. Journal of Experimental Psychology: General, Vol 144(4), Aug 2015, 864-872.
Foto: Mikel Ortega, Lizenz CC BY-SA 2.0