Mindmapping mit dem iPad – Praktische Strukturierungshilfe im Coaching
Heute schreibt Gastautorin Dr. Inga Mertin für die Serie Coaching und Moderation: Ankunft im digitalen Zeitalter über Mind-Maps und wie sie sie im Coaching nutzt – seit neuestem (natürlich) auch auf ihrem iPad…
Inga Mertin: Mindmapping ist eine Methode, mit der die Möglichkeit geschaffen wird, kreative Ideen in einfacher Form zu kanalisieren und zu bündeln. Ausgehend von einem zentralen Gedanken werden weitere Inhalte, Ideen und assoziierte Gedanken miteinander verknüpft und als verästelte Struktur grafisch dargestellt. Entwickelt wurde die Methode ab 1971 von Tony Buzan, im Rahmen seiner Arbeit an einem Buch zur Gedächtnisforschung. Ende der 90er Jahre brachte Buzan die erste Fassung von The MindMap Book heraus, in welchem die Methode erstmals ausführlich beschrieben wurde. Dieses Standardwerk erfreut sich – in immer wieder aktualisierter Auflage – nach wie vor großer Beliebtheit, die sich nicht zuletzt auch in hohen Verkaufszahlen niederschlägt.
Und diese Verkaufszahlen sind durchaus gerechtfertigt, denn Mindmapping stellt eine hervorragende Methode dar, um komplexe Themen in ihre einzelnen Facette aufzugliedern und für den Betrachter übersichtlich darzustellen. Die Grundüberlegung beim Mindmapping besteht darin, dass fast alle Denkprozesse nicht linear ablaufen, sondern vielmehr zahlreiche Windungen und Verästelungen durch das Bilden von Assoziationen beinhalten. Die Methode kann hierbei bei ganz unterschiedlichen Fragestellungen zum Einsatz kommen. Die Möglichkeiten in der Anwendung sind schier unendlich.
Ich nutze Mind-Maps im Coaching, zum Beispiel im Rahmen der Auftragsklärung und natürlich bei der Arbeit an konkreten inhaltlichen Themen. Denken wir beispielsweise an den Leiter eines Backoffices mit dem Wunsch nach struktureller Optimierung seines Bereiches. Eine Mind-Map kann zum Beipiel den IST-Zustand, also eine umfassende Darstellung aller Tätigkeiten, die in diesem Backoffice zu erledigen sind, abbilden. Aufbauend auf dieser Darstellung können Coach und Coachee alternative Strukturen erstellen und deren Konsequenzen besprechen. Das auf diese Weise visualisierte Ergebnis dient dem Coachee nicht selten für lange Zeit als Zielbild, hängt oft in dessen Büro und erinnert so regelmäßig daran, den erreichten Status Quo mit dem SOLL-Zustand (siehe Screenshot) abzugleichen.
In der klassischen Form wird das Mindmapping mit einem weißen, unlinierten Blatt Papier – am besten im Format A3 oder größer – im Querformat durchgeführt. Funktioniert nach wie vor gut – ein hohes Maß an Vertrautheit mit der Methode vorausgesetzt. Aber auch beim Mindmapping bietet der Einsatz technischer Hilfsmittel, wie ich selbst erleben durfte, viele Vorteile. Sei es das automatisierte Anordnen von Zweigen, die Möglichkeit, Fehler zu korrigieren oder das nachträgliche Sortieren von Ideen, um nur einige wenige zu nennen. Mittlerweile kann auf eine Vielzahl von Softwarelösungen zurückgegriffen werden.
Für das iPad existieren zahlreiche unterschiedliche Apps zur Erstellung von Mind-Maps. Sie unterscheiden sich sowohl hinsichtlich des Handlings, der grafischen Aufbereitung und nicht zuletzt auch der Möglichkeiten, die das Programm über das alleinige Erstellen von Mindmaps bietet. Namentlich sei hier zunächst iMindMap MobileHD genannt, das vom oben bereits genannten Begründer der Mindmapping-Technik, Tony Buzan, entwickelt wurde, der aus seiner Idee eine Firma und Marke gemacht hat. Der vergleichsweise etwas höhere Preis der Anwendung wird für Nutzer, die Wert auf die ansprechende Optik ihrer Mindmaps legen, schnell vergessen sein. Zudem überzeugt die gute Kompatibilität mit dem Beamer und das Feature, die Zweige und Äste von Mindmaps im Präsentationsmodus sukzessive einblenden zu können. Ein für das Coaching im Brainstormingprozess interessantes Feature ist der Speed-Mindmap-Mode, mit dem sehr schnell neue Schwester- oder Unterzweige erzeugt werden können, allerdings erfordert diese Funktion eine hohe Vertrautheit mit dem Handling des Programms, sodass man im Zweifelsfall als Coach selbst die Bedienung übernehmen sollte. Wünschenswert wären noch eine Undo-Funktion und die Kompatibilität zu anderen Mindmapping-Programmen.
Eine weitere, aus meiner Sicht interessante Lösung für das iPad ist die App iThoughtsHD (mindmapping). Etwas preisgünstiger als die Buzan-Software, liefert iThoughtsHD ebenfalls alle relevanten Features, die man im Coaching braucht. Der Präsentationsmodus ist nicht so ausgereift wie bei iMindMap, jedoch ist dieser im Coachingkontext in der Regel auch nicht notwendig. Hervorzuheben sind hingegen die einfach Bedienung sowie die gute Kompatibilität zu anderen Mindmapping-Anwendungen. Wem diese Auswahl nicht ausreicht, oder wer Mindmapping auf einem anderen Betriebssystem betreiben möchte wird sicher fündig. Einen guten Überblick bietet der Artikel Schöpferische Kraft – Mind-Mapping am Schreibtisch und unterwegs von André Kramer, erschienen in der Ausgabe 1/2012 der Computerzeitschrift c’t.
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Bildquelle: OpenAI. (2024). Mindmapping [Digital image created with DALL-E]. Retrieved from https://openai.com/