Windows 8 Stifteingabe im Test (mit dem Dell Latitude 10 Tablet)
Heute berichte ich meine ersten Erfahrungen mit der Windows 8 Stifteingabe.
Im letzten Jahr hatte ich zwar einige Stift-Anwendungen auf Tauglichkeit für Coaching und Moderation genauer unter die Lupe genommen, die meisten Blog-Artikel in dieser Kategorie befassten sich jedoch mit iPad-Apps. Außerdem hatte ich im Coaching-Magazin gemeinsam mit Inga einen ganz hübschen Artikel veröffentlicht, der viel Feedback generierte: Coaching digital – Tablet-Tools für technikaffine Coaches. Der Artikel kann übrigens kostenlos als PDF heruntergeladen werden!
Im Großen und Ganzen bin ich sehr zufrieden mit dem iPad und obwohl ich aus beruflichen Gründen auch regelmäßig mit anderen Tablet PCs arbeite, ist dieses Gerät von Apple bislang für mich der unangefochtene Favorit. Für den professionellen Einsatz im Coaching, für die Diagnostik und auch für Moderationen hatte ich jedoch bislang immer die selbe Kritik am iPad: Die sehr unbefriedigende Stifteingabe. Das iPad ist eben primär ein Consumerdevice für die Couch, die Bahn oder das Café. Es ist optimiert für die Eingabe mittels Finger(gesten), nicht für den Stylus. Deswegen bat ich im Dezember 2011 meinen Kollegen Michael, seine Erfahrungen als Coach mit Windows XP-basierten Tablets für dieses Blog aufzuschreiben. Das damals besprochene Gerät haben wir bei uns in der Firma schon seit vielen Jahren im Einsatz und es war wohl schon 2011 ein technologisches Fossil. Trotzdem war Micha (ebenso wie ich) mit dessen Leistung mehr als zufrieden.
Also freue ich mich schon seit Jahren auf eine neue Gerätegeneration, die nun endlich parallel zur Einführung von Windows 8 in die Läden kommt. Das erste Testgerät mit Windows 8 Stifteingabe hatte ich dann heute endlich in den Händen. Es ist ein Dell Latitude 10 Tablet, der aktuell für rund 650 Euro angeboten wird. Um hier Verwechslungen gleich vorzubeugen: Es handelt sich bei diesem Gerät nicht um ein Tablet mit Windows 8 RT, sondern um die vollwertige Variante, auf der wirklich jede für Windows entwickelte Software läuft.
Erste Eindrücke zur Handhabung
Das Gerät wirkt wertig. Die Bedienung ist schön flüssig. Ich persönlich habe nichts zu meckern. Gewöhnungsbedürftig ist für mich das Format. Im Querformat fühlt sich der Bildschirm toll an – fast ein Kinoerlebnis. Im Hochformat allerdings ist das Display unfassbar lang und zugleich gefühlt zu schmal. Mit einem Din-A4-Blatt hat das nichts mehr zu tun. Eher mit dem Beschreiben einer Rolle Toilettenpapier. Ich glaube, an so etwas kann man sich gewöhnen. Hoffentlich. In der Vergangenheit habe ich schon viel und gerne das Programm „Journal“ unter Windows XP verwendet, ich habe für meine Zwecke nie etwas anderes benötigt. Sehr gerne habe ich in Workshops, die ich moderiert habe, im Journal protokolliert und meine Mitschriften parallel auf einen Beamer ausgeben. Was mich daher besonders interessiert, ist die Zusammenarbeit des Tablets (1.366 × 768 Bildpunkte) mit einem Beamer. Glücklicher Weise haben beide meiner Testgeräte einen HDMI-Anschluss. Allerdings hatte ich mich zu früh gefreut, denn der Dell Latitude 10 Tablet hat einen miniHDMI-Ausgang, und ich nicht das passende Kabel. Aber, die mitgelieferte Dockingstation verfügt über einen normalen HDMI-Ausgang, so dass mein Test doch noch stattfinden kann. Die gute Nachricht: Es funktioniert. Die weniger gute Nachricht: Der Beamer interpoliert die Bildschirmdarstellung und es bleibt oben und unten ein schwarzer Rand. Das ist natürlich nicht überraschend, dennoch gefällt mir das Ergebnis nicht und ich wünsche mir schon wieder das (gute alte) 4:3-Format zurück.
Windows 8 Stifteingabe im Test
Nun aber zum Kern meines kleinen Testes: Ich starte „Journal“ und nehme den mitgelieferten Stylus in die Hand. Billiger Mist! Sorry Dell, aber anders kann ich das leider nicht nennen. Ich bin sicher ein anspruchsvoller Anwender, habe aber trotzdem keine völlig überzogenen Erwartungen. Mein letzter Windows Tablet hatte einen wesentlich hochwertigeren Stift an Bord (siehe Foto). Ich kann den Unterschied wirklich beurteilen und würde mit dem mitgelieferten Eingabegerät sicher langfristig keinen Spaß haben. Ist es vielleicht so, dass die Produktpolitik von Microsoft/Dell sich in eine ähnliche Richtung bewegt wie die von Apple, also Fingereingabe bevorzugt? Ich nehme es mal vorweg: Es macht mir fast den Eindruck, als wäre dem so.
Das Schreiben mit dem Stift ist ganz ok. Auf jeden Fall wesentlich besser als beim iPad mit seinen Stiften von Fremdanbietern mit den riesigen unpräzisen Gummispitzen. Mit dem mitgelieferten Stift schreibt es sich flüssig auf dem Display, wie mit einem hochwertigen Kugelschreiber auf Papier. Toll! Außerdem reagiert der Stift druckempfindlich. D.h. ich kann ganz dünne und sehr dicke Striche malen. Die Schrift sieht dadurch sehr natürlich aus. Das ist ein großes Plus, wenngleich sich das Schreiberlebnis im Vergleich zu fast einem Jahrzehnt zuvor in keiner Weise verbessert bzw. verändert hat. Schade eigentlich. Um genau zu sein, hat sich die Benutzbarkeit sogar verschlechtert, denn der Stift reagiert nicht so unmittelbar, wie ich es gewohnt bin. Ich vermute, es ist die Handschriftenerkennung, die hier immer wieder störend dazwischenfunkt, sobald ich meinen Handballen irgendwo auf dem Display aufsetze. (siehe Video; HINWEIS: wurde gelöscht, siehe Kommentar unten)
Nun gut, es sollte ja kein Problem sein die Fingererkennung auszuschalten. Doch, das ist ein Problem!! Ich habe zwar (theoretische) Möglichkeiten gefunden, einen allgemein handhabbaren Weg scheint es aber derzeit nicht zu geben. In diversen Foren scheint man sich sogar einig zu sein, dass es Microsofts Strategie ist, den Nutzer vom Stift weg, hin zur Fingereingabe zu bewegen. Wenn dem so ist, dann scheint es mir logisch, dass die Deaktivierungsmöglichkeit (die in Windows 7 noch vorhanden war) in Windows 8 verschwunden ist. Sehr schade, denn ich suche in einem Windows 8-Tablet keinen iPad-Klon, ich will ein professionelles Arbeitsgerät! Es bleibt also weiterhin abzuwarten, ob Microsoft nachbessert und wie sich der Hardwaremarkt entwickeln wird – der größte Teil des Weges scheint geschafft.